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Ängste beim Autofahren – Häufigkeit

Es muss unterschieden werden zwischen reinen Fahrängsten (spezifische Phobie, die sich nur auf das Autofahren bezieht), fahrängstlichen Menschen (z.B. nach einer längeren Fahrpause) und krankhaften Angststörungen/-phobien, bei denen sich die Angst und Panik auch auf das Fahren erstreckt. Bei einer Forsa-Umfrage gaben 9 % der Befragten an, als Fahrer oder Beifahrer Angst vor dem Autofahren zu haben, das sind ca. 5 Millionen Erwachsene in Deutschland. Krankhafte Phobien wie Panikstörung/ Agoraphobie, Klaustrophobie oder soziale Phobien haben daran, nach Analysen des Autors, einen hohen Anteil: Für die Agoraphobie/Panikstörung wird in der wissenschaftlichen Literatur eine Häufigkeit von ca. 2-3 Millionen Menschen angegeben, für die Klaustrophobie ca. 3-4 Millionen. Da sich diese Phobien überwiegend auch auf das Autofahren beziehen (z.B. Angst vor vermeintlich lebensbedrohlichen Symptomen – auf der Autobahn nicht fliehen zu können, Angst vor Tunnels, Staus), kann für die entsprechenden Phobien insgesamt die Zahl der Betroffenen grob auf 3 - 4 Millionen geschätzt werden.

Man muss seine Angst kennen, um sie bewältigen zu können

Phobien, die sich auch auf das Autofahren erstrecken, sind: Panikstörung/ Agoraphobie, Klaustrophobie, soziale Phobie (Nach Auskunft von Fahrlehrern die häufigste Angst bei Fahrschülern), Angst vor Fehlern, sich zu blamieren, beobachtet zu werden, vor Kritik, vor peinlichen Körpersymptomen wie Schwitzen, sich in die Hose machen zu können), Höhenphobie (Brücken, Bergfahrten), Generalisierte Angst (ständiges Sorgen und Katastrophenangst), Traumatisierung nach einem Unfall und Zwangsstörungen. In all diesen Fällen nutzt ein reines Fahrtraining meist wenig. Wenn ich auf der Autobahn bei einer Panikattacke befürchte, einen Herzinfarkt zu bekommen oder zu ersticken und nicht schnell genug von dort wegzukommen, muss ich mir dieser Angst bewusst werden und diese Angst bewältigen lernen. Eine Frau, die aufgrund eines sexuellen Missbrauchs unter klaustrophoben Ängsten leidet und meint, nur Fahrängste zu haben, wird von Fahrübungen und Fahrstunden kaum profitieren. Wenn ich eine krankhafte Angst vor Spinnen habe und deswegen nicht in den Keller gehe, habe ich keine Kellerphobie sondern eine Spinnenphobie. Deshalb ist es falsch und für die Betroffenen irreführend, wenn in Medien und von Verkehrsexperten nur von Fahrängsten gesprochen wird. 

Fahrängste sind vermutlich häufig, aber zahlenmäßig nicht erforscht

Reine Fahrängste können von unterschiedlicher Intensität sein, von phobischer Ausprägung (Amoxophobie)bis zu den vermutlich häufigen, eher leichteren Ängsten. Dies betrifft, nach Auskunft und Befragung von Fahrlehrern viele Frauen, die sich nach einer längeren Fahrpause (z.B. wegen Kindererziehung) nicht wieder trauen, Auto zu fahren. Wenn dann die entsprechende Motivation oder entsprechender Druck da ist, z.B. nach einer Scheidung oder wegen der Corona Epidemie, reicht es vermutlich in den meisten Fällen, einige Auffrischstunden in einer Fahrschule zu nehmen, einen Verkehrsübungsplatz aufzusuchen oder mit einer verständnisvollen Freundin zu Üben. – Leichtere bzw. spezifische Fahrängste sind häufig: Bei einer repräsentativen Umfrage (Dekra, 2016) gaben 36% der Männer und 67% der Frauen an, Angstgefühle in Tunneln zu haben. 

Das Auto und das Autofahren als Quelle von Angst

Patienten berichten regelmäßig, dass ihre Angsterkrankung bei einer Autofahrt begonnen habe. Eine einfache Erklärung ist, dass das Autofahren ja tatsächlich mit vielen Gefahren verbunden ist, die Verletzungen, lebenslänglicher Behinderung und den Tod zur Folge haben können. Eine weitere Ursache sind Reaktionen auf verschiedene „Eigenarten“ des Autos, des Fahrens und des Verkehrs, die auf unser biologisches Erbe zurückzuführen sind. Menschen reagieren potenziell mit Unbehagen auf Situationen der Enge (Tunnel, Gurt, Stau), wenn sie sich ihrer Fluchtmöglichkeiten beraubt sehen (Stau, Autobahn), wenn sie hohen Geschwindigkeiten ausgesetzt sind (tödliche Gefahr) oder wenn andere zu dicht auffahren (das Raubtier sitzt mir im Nacken). Oder bei den unvermeidlichen Fehlern, der unvermeidlichen Kritik von anderen: man fürchtet die Zuneigung zu verlieren und aus der Gemeinschaft (vom Stamm) ausgestoßen zu werden. – Die Angst ist hier an Situationen geknüpft, die evolutionsbiologisch für Menschen bedrohlich waren und z.T. noch sind. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass entsprechende Gefühle und Reaktionen dann unbewusst beim Autofahren aktiviert werden.

Schwerpunkte der Therapie und der Übungen

  • Eine zielgerichtete Therapie und Übungen, mit oder ohne Auto, sind nur möglich, wenn das zugrunde liegende Problem bewusst wird. Dazu gibt es ausführlich Hilfen im Buch. 
  • Fundamental für die Behandlung sind Konfrontationsübungen und die Veränderung unrealistischer Gedanken und Bewertungen. Anhand von vielen Beispielen werden dazu die notwendigen Voraussetzungen und Regeln beschrieben.
  • Ein Schwerpunkt des Buches ist die Erklärung und der Umgang mit den von vielen Betroffenen als ängstigend oder lebensbedrohlich empfundenen, körperlichen Angst- und Paniksymptome: Herzrasen, Luftnot, Schwindel, Toilettendrang, Schwitzen, Zittern und Übelkeit. U.a. werden hilfreiche Atemtechniken, spezielle Konfrontationsübungen und körperliches Training beschrieben.

Grundlegende Veränderungen bei anhaltenden Belastungssituationen helfen oft mehr wie die bloße Behandlung von Angstsymptomen

Bei vielen Betroffenen, die scheinbar aus dem Nichts Angstsymptome entwickeln, Panik-attacken erleiden, lässt sich eine akute oder lang andauernde Belastungssituation feststellen: z.B. eine Ehekrise, berufliche Überlastung, eine existentielle Bedrohung oder Notlage. Es zeigen sich, chronisch, ähnliche Symptome wie bei einer Angsterkrankung; Unruhe, zeitweilig Herzrasen, Schwindelgefühle, depressive Verstimmungen. Es bedarf dann oft nur eines geringen Auslösers, der das Fass zum Überlaufen bringt, und plötzlich zu Panikattacken etwa beim Autofahren führt. Die körperlichen und psychischen Angst-symptome können als Warnsignal und Hilferuf verstanden werden, dass die eigene Lebenssituation völlig in Unordnung geraten ist und dringend geändert werden muss. Wenn dies gelingt, verschwinden die Angstsymptome oft von ganz alleine.

Verhaltenstherapie, Fahrschule oder Selbsthilfe?

Betroffene mit den oben beschriebenen Phobien sollten sich unbedingt einer Verhaltenstherapie unterziehen. Im Verlauf können dann auch Fahrübungen in einer spezialisierten Fahrschule oder selbstkontrolliert angebracht sein. Autofahrerinnen, die sich nach langer Fahrpause unsicher fühlen, sollten Auffrischungsstunden nehmen oder zusammen mit einer Person, bei der sie sich sicher fühlen und entsprechende, der zahlreich vorgeschlagenen Übungen aus dem Buch durchführen. Dabei gilt: Üben, Üben, Üben!! Wenn ich keine Sicherheit beim Fahren habe nützt gelegentliche Angstkonfrontation nichts.

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